Zwei neue Verkehrsprojekte werden den Verkehrsfluss auf und von der Insel Usedom in den kommenden Jahren entscheidend beeinflussen. Für eine neue Ortsumgehung Wolgast samt neuer Brücke starten noch 2021 die Bauarbeiten, ein Tunnel zwischen Usedom und der Nachbarinsel Wollin nimmt in Swinemünde bereits Gestalt an.
Die Stadt Wolgast erhält eine südliche Umfahrung, in deren Verlauf eine neue Hochbrücke zur Insel Usedom errichtet wird. Ab 2026 wird es die Staus in der Wolgaster Innenstadt, durch die Öffnung der vorhandenen Klappbrücke zusätzlich verschärft, nicht mehr geben.
Für den Trassenverlauf wurden sieben Varianten und sogar die Möglichkeit eines Tunnels geprüft. Ein Tunnel wurde von eifrigen Laien bereits empfohlen – mit Blick auf Swinemünde. Er bedeutete jedoch bei minimaler Platzeinsparung gegenüber einer Brücke vierfach höhere Bau- und beträchtliche Unterhaltskosten.
Schließlich kristallisierte sich die jetzige 6,3 Kilometer lange Variante als bester Kompromiss heraus.
Die Brücke selbst hat eine Gesamtlänge von etwa 1,5 Kilometern. Für den östlichen Anschluss der Umgehung an die B 111 auf der Insel unmittelbar neben der Tankstelle in Wolgast-Mahlzow gibt es weitreichende Pläne für die Errichtung eines Einkaufs- und Erlebniszentrums.
Bereits weit fortgeschritten ist der Bau des Tunnels in Swinemünde, für den es bereits in den 1930er Jahren einen ersten Versuch gab, der durch den Krieg beendet wurde. Jeder, der stundenlang an der Fähre warten musste, kann die Dringlichkeit dieses Wunsches nachvollziehen. Die Gesamtlänge der bis 2022 neu entstehenden Straßentrasse wird 3.200 Meter betragen, davon macht die Strecke des mit einer Tunnelbohrmaschine vorgetriebenen Tunnels 1.484 Meter aus. Davon sind (Stand Anfang Juli 2021) fast 600 Meter fertig. Der tiefste Punkt unter der Oberfläche der Swine wird 38 Meter unter NN liegen. Der Außendurchmesser des Tunnelquerschnitts beträgt dabei 13,46 Meter, er reicht für je eine Fahrbahn pro Richtung. Fußgänger und Radfahrer müssen weiter die Fähre nutzen.
Auf der deutschen Seite der Insel Usedom werden mit der neuen Verkehrsverbindung Befürchtungen verbunden, z.B. eine Zunahme des individuellen Pkw-Verkehrs. Großräumig ergeben sich jedoch neue Aspekte. Bisher haben auf polnischer Seite Anreisende aus dem Süden Polens nach Swinemünde gelegentlich das deutsche Straßen- und Autobahnnetzes genutzt. Künftig könnte auch für deutsche Reisende die Anreise in die Inselregion unter Benutzung polnischer Straßen interessant werden. Beispiel: Berlin–Stettin (Szczecin)–Stadt Wollin–Swinemünde–Ahlbeck. Die Droga Ekspresowa 3 (Schnellstraße) wurde bereits bis Alt Tessin (Troszyn, acht Kilometer vor der Inselregion gelegen) in der Ausbauvariante einer vierspurigen Bundesstraße fertig gestellt. Sie soll bis unmittelbar an den Tunnel verlängert werden.
Rainer Höll (Quelle DEGES), Wolfgang Abraham
Foto: Wolgast: © DEGES, Swinemünde: GDDKiA/Mateusz Grzeszczuk
Datum: 10.07.2021
Werbung
Keine Kommentare