Auf die Insel Usedom kam er kurz nach seiner Geburt in Wolgast. Er war als einer der ersten Neugeborenen 1968 von der Vorschrift betroffen, dass das Wolgaster Krankenhaus auch für die Geburten der Usedomer Einwohner zuständig war. Dennoch fühlt sich Dirk Weichbrodt mit Haut und Haar der Insel zugehörig. Kein Wunder, denn seine Familie ist seit Mitte des 16. Jahrhunderts auf Usedom ansässig, wie er stolz informierte.
Ich kenne Dirk Weichbrodt seit Anfang 2000, dem Start unseres Magazins. In ausnahmslos allen Ausgaben hinterließ er seitdem in Gestalt eines Artikels zu Naturschutzgebieten, Naturräumen sowie Flora und Fauna Usedoms seine kreativen und kenntnisreichen Spuren, scheute dabei auch offene Worte nicht (Natur-Artikel von Dirk Weichbrodt). Als früherer Mitarbeiter des Naturparkamtes, Mitglied des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), als gelernter und praktizierender Landwirt auf der familieneigenen Fläche, als engagierter Streiter für den Erhalt der Natur Usedoms ist er inselweit bekannt und gefragter Interviewpartner auch für überregionale Medien. Seine polnischen Sprachkenntnisse machten ihn zu einem Wegbereiter deutsch-polnischer Zusammenarbeit nicht nur auf dem Gebiet des Naturschutzes. Im Büro der Kommunalgemeinschaft Pomerania in Löcknitz ist er „Stammgast“, denn viele seiner Ideen und Projekte haben eine zweistaatliche Basis.
2005 begann Dirk Weichbrodt, einen lange gehegten Traum umzusetzen. Im Auftrag des NABU betreibt er seitdem das Wisentgehege in der Nähe seines Heimatortes Prätenow an der Haffküste. Daraus ist seither ein Informationszentrum über ausgestorbene und wieder heimisch werdende Wildtiere geworden. Dennoch besteht keine Garantie, ihn dort durchgehend anzutreffen. Meist ist er unterwegs, für das Gehege, für neue Ideen, zum Erfahrungsaustausch mit anderen Wisentfreunden – ob im ostpolnischen Białowieża, den Beskiden in Südostpolen oder auf der dänischen Ostseeinsel Bornholm.
Dirk Weichbrodt ist gezwungenermaßen ein Meister der Organisation, denn nicht nur Arbeit und Hobby, sondern auch seine Familie mit zwei fast erwachsenen Kindern sind fester Teil seines Lebens.Wer sich auf ein längeres Gespräch mit ihm einlässt, wird die vielseitige Interessiertheit und sein großes Allgemeinwissen bemerken. Und – was hervorhebenswert ist – die Abwesenheit von Arroganz. Jedem seiner Gespächspartner begegnet er auf Augenhöhe und voller Selbstbewusstsein. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund. In seinen Texten hat er auch schon mal eine andere als die jeweils „gängige“ Meinung, sei es der Deichrückbau im Inselnorden oder der Wiederaufbau der Eisenbahnstrecke Ducherow-Swinemünde. Doch niemals versucht er, seine als die allein gültige Meinung darzustellen.
Trotz zeitweilig sehr hoher Arbeitsbelastung – Dirk Weichbrodt verliert nie den Humor und die Zuversicht. Sehr vorsichtig spricht er über weitere Pläne. Angesichts seiner Prämisse, nicht über ungelegte Eier zu reden, deutet er dann aber schon mal an, dass das eine oder andere Ei „nur“ noch ausgebrütet werden muss… Soviel kann verraten werden: die Liebhaber des Wisentgeheges können sich in der kommenden Zeit auf neue Ideen von Dirk Weichbrodt einstellen.
Text: Rainer Höll