250 Jahre Swinemünde / Świnoujście

Swinemünde / Świnoujście – 250 Jahre deutsche und polnische Geschichte Swinemünde / Świnoujście – 250 Jahre deutsche und polnische Geschichte

Die größte Stadt auf Usedom beging 2015 nicht nur ein Jubiläum, sondern gleich drei. Im Juni 1765, vor 250 Jahren, erhielt die Stadt ihre Gründungsurkunde. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Stadt im Zuge der Nachkriegsregelungen der Alliierten zu Polen. Swinemünde trägt seitdem den Namen Świnoujście, der eine wörtliche Übersetzung aus dem Deutschen ist. Seit 1965 hat die 8. Flottille der polnischen Küstenverteidigung ihren Standort in Świnoujście. 

 

Das Buch zum Jubiläum

Swinemünde / Świnoujście – 250 Jahre deutsche und polnische GeschichteSwinemünde / Świnoujście – 250 Jahre deutsche und polnische Geschichte

Der gebürtige Swinemünder Erwin Rosenthal, Autor verschiedenen Bücher über seine Heimatregion, ist Herausgeber dieses Buches und hat dafür mehrere deutsche und polnische Autoren gewonnen, die einen ausführlichen Blick auf Geschichte und Zukunft der Stadt werfen. Das Buch ist ab Februar 2015 zum Preis von 19,90 Euro im Buchhandel und direkt versandkostenfrei in unserem Verlag (info@nordlichtverlag.de, Telefon 03 83 71 / 55 44 3) erhältlich.
 

Aus der Geschichte der Stadt Swinemünde / Świnoujście

Die exponierte Lage an der Mündung der Swine als einem von drei Mündungsarmen der Oder trug dazu bei, dass die Stelle der heutigen Stadt schon vor Jahrhunderten im Mittelpunkt des Interesses stand. Die Nahtstelle zwischen den Inseln Usedom und Wollin wurde mit einer Fähre überwunden, Kleinbauern siedelten sich in dem früheren Dorf Westswine an, zeitweilig existierte sogar eine Burg.

Die Entstehung der heutigen Stadt ist auf die Besitzverhältnisse in Pommern zurückzuführen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam fast ganz Pommern zu Schweden. Die Nordländer hatten den Peenestrom mit dem Hafen der Residenzstadt Wolgast zur Verfügung, damals die einzige schiffbare Ausfahrt aus der Oder. Einen zweiten Ausgang wollten sie nicht, die Swinemündung versandete. Erst als 1720 die Insel Usedom zu Preußen kam, das Festland mit Wolgast jedoch bei Schweden verblieb, wollten die neuen Herrscher eine Alternative zum fremdkontrollierten Peenestrom, einen eigenen unabhängigen Hafen an der Ostsee sowie die sichere Ausfahrt aus dem Stettiner Hafen. Die Swinemündung geriet ins Blickfeld. Nach einem ersten halbherzigen Versuch machte Friedrich II. dann ab 1740 ernst. Durch gezielte Ansiedlungspolitik und den Ausbau der Swinemündung wurden die Grundlagen der Stadt gelegt, die 1765 ihre offizielle Gründungsurkunde verliehen bekam.

Seebrücke in Swinemünde1824 begann bereits der Badebetrieb in der Stadt, ein Jahr vor Heringsdorf. Der große Aufschwung als Seebad ließ jedoch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts auf sich warten. Zunächst stand die Rolle als Handels- und Militärhafen im Vordergrund. Nicht nur die Ausfahrt in die Ostsee wurde durch Molen befestigt, auch gegen erwartete See-Angriffe musste die Stadt geschützt werden. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden je zwei weitläufige Festungsanlagen beiderseits der Swine, von denen heute noch drei erhalten sind. Die ständig wachsende Zahl von Schiffen aus und nach Stettin machte eine Begradigung der Swine nötig, die 1880 durch den Bau der Kaiserfahrt realisiert wurde. Um 1900 war Swinemünde zu einem der bedeutendsten deutschen Seebäder herangewachsen. Der Hafen war für Ausflugsschiffe und die Marine gleichermaßen wichtig.

1945 wurde zu Schicksalsjahr der Stadt. Am 12. März forderte einer der größten Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs mehrere tausend Todesopfer, überwiegend unter den zahlreichen Flüchtlingen, die sich hier konzentriert hatten. Nach Kriegsende wurde die Bevölkerung faktisch komplett „ausgetauscht“. Bis Anfang der 1950er Jahre waren die letzten Deutschen ausgesiedelt und Polen vor allem aus den ehemals polnischen Ostgebieten angesiedelt worden. Der Hafen und das in den 1960er Jahren neu errichtete Fischkombinat „Odra“ wurden zu den dominierenden Betrieben.

Fort Anioła (Engelsburg)Świnoujście wurde wiederum Militärstandort. Sowohl die Baltische Rotbannerflotte der Sowjetunion als auch seit 1965 die polnische Marine waren hier stationiert.
Weitere „Wendejahre“ folgten. Die russische Marine verließ Świnoujście 1994, damit wurde auch die Möglichkeit wiedereröffnet, das Kurviertel zu einem touristischen Zentrum auszubauen. Handels- und Fährhafen behielten ihre Bedeutung, während das Fischkombinat geschlossen wurde.

Der Beitritt Polens zu EU 2004 und zum Schengener Abkommen 2007 wurde zum Impuls für eine umfassende Erneuerung der Stadt, die ihresgleichen in ihrer Geschichte sucht. Mit dem Flüssiggasterminal östlich der Swinemündung, dessen Inbetriebnahme unmittelbar bevorsteht, hat sich neben dem Tourismus und der maritimen Wirtschaft ein drittes Standbein für die künftige Entwicklung der Stadt etabliert, die optimistisch in die Zukunft blicken kann.

Text: Rainer Höll
Fotos © Archiv Erwin Rosenthal (o., 3.v.o.), nordlicht verlag (2.v.o.), Karin Höll (u.)

Foto: © Archiv Erwin Rosenthal, Greifswald

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