Die Hans Werner Richter-Literaturtage, die alljährlich in Bansin auf der Ostsee-Insel Usedom stattfinden, gehören inzwischen fest zum Veranstaltungsprogramm auf Usedom. Thematisch dreht sich bei den Hans Werner Richter-Literaturtagen vom 13. bis 15. November 2014 alles um die Frage, wie populär realistisches Erzählen ist - ein Stilelement, das momentan unter Autoren gern genutzt wird und somit auch die Leser erreicht. Hans Werner Richter lebte für und mit der Literatur. 1908 in Neu-Sallenthin geboren und in Bansin aufgewachsen, absolvierte er eine Buchhändlerlehre in Swinemünde, arbeitete als Buchhändler und Lektor und Berlin und gab zum Ende des Zweiten Weltkrieges Zeitschriften heraus. Sein Lebenswerk ist die Gründung der „Gruppe 47“, mit der er wesentlich an der Neufindung deutscher Literatur der Nachkriegszeit mitwirkte.
(UTG) Kann realistisches Erzählen eine „Diagnose“ der Gesellschaft geben und dadurch ein Erfolgsrezept in Vergangenheit und Gegenwart sein? Ende der 1980er Jahre wurde die deutsche Literatur als individualistisch, selbstbezogen und unpolitisch bezeichnet. Zehn Jahre später war im vereinigten Deutschland eine neue Erzählergeneration entstanden, die – so die Literaturkritiker „literarische Theorien und Dogmen missachte und so saftig, unterhaltsam und unbekümmert erzähle, wie einst der junge Grass“ (Volker Hage). Diese neue Lust am Erzählen wurde geradezu gefeiert. Im Jahr 2005 formulierten einige Autoren ein Manifest für einen „Relevanten Realismus“ und forderten, die „zwar unbequeme, aber aufregende Gegenwart zum zentralen Ort des Erzählens“ werden zu lassen. Ab 2012 beklagen Literaten aber erneut den Verzicht auf eine kritische Reflexion von gegenwärtigem Dasein in einer globalen Weltgesellschaft.
Ausgehend von den skizzierten Befunden zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur die Hans Werner Richter-Literaturtage dem realistischen Erzählen auf den Grund gehen. Dass dabei Hans Werner Richter ein Ausgangspunkt sein kann, muss nicht betont werden, denn der Autor hat mehrfach die autobiographische Basis seines Erzählens herausgestellt und den realistischen Ansatz seines Konzepts betont. Mit Blick auf aktuelle Entwicklungen wird die Tagung auch danach fragen, ob das realistische Erzählen Erfolgsgarant und Schlüssel für den Erfolg von Weltbestsellern ist.
Im Mittelpunkt der drei Tage steht das traditionelle Wissenschaftliche Kolloquium im Hans Werner Richter-Haus in Bansin. In Vorträgen und Diskussionen widmen sich Literaturwissenschaftler und Historiker dem Thema und wollen es mit Literaturkennern und -liebhabern näher beleuchten und diskutieren.
Einer der Höhepunkte der Hans Werner Richter Literaturtage ist eine Lesung mit Uwe Kolbe, der am 13. November ab 19.30 Uhr im Bansiner Haus des Gastes aus seinem zweiten Roman „Mein Usedom“ liest. Er ist eine Liebeserklärung an die Insel und ein Abschied von Vineta. Auf einer Inselrundfahrt am 14. November stellt Pfarrer Martin Bartels verschiedene Lebensstationen von Hans Werner Richter, dem Namensgeber der Literaturtage, vor.
Unter dem Motto „Wellness für den Geist“ reihen sich die Literaturtage auch in diesem Jahr wieder in den Angebotsreigen der Usedomer Wellnesstage ein. Vom 1. bis 30. November locken sie zum 10. Mal mit speziellen Wellnessangeboten in den Spa-Oasen der teilnehmenden Hotels, einem Nordic Walking Tag am Meer und einer Schatzsuche am Strand.
Das Programm der 6. Hans Werner Richter-Literaturtage finden Sie auf www.drei-kaiserbaeder.de sowie im Hans Werner Richter-Haus.
Text: Usedom Tourismus GmbH
Foto © Karin Höll
Datum: 11.11.2014
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