Das Wisentgehege in Prätenow, im Achterland der Ostsee-Insel Usedom, hat sich als sehr beliebtes Ausflugsziel für kleine und große Usedom-Urlauber etabliert. 2005, über 700 Jahre nach der Ausrottung der Wildrinder auf Usedom, begann der Betreiber des Geheges, Dirk Weichbrodt, mit einer kleinen Gruppe Wisente, die aus einer Zucht in Polen stammten, Inzwischen können jedes Jahr neue, auf Usedom geborene Wisente begrüßt werden, deren Namen jeweils mit den Buchstaben USE beginnen. Die Großbuchstaben zeigen dabei an, dass es sich um reinrassige Tiere handelt. Einige haben die Insel Usedom inzwischen wieder verlassen und sorgen in anderen Wisentherden „für frischen Wind“.
Jedes Jahr Anfang September lädt die „Europäische Gesellschaft der Wisentfreunde“ nach Polen zur Internationalen Konferenz der Wisentexperten ein. In diesem Jahr wurde Wałcz (Deutsch Krone) als Tagungsort ausgewählt. Wo die Ausläufer der Tucheler Heide den Südrand der Pommerschen Seenplatte erreichen, wurden 1980 einige Wisente angesiedelt. Heute gibt es dort schon zwei frei lebende Herden mit insgesamt etwa 160 Tieren. Mit etwas Glück kann man hier auch frei lebende Wisente unweit der Straße „aus dem Auto“ heraus beobachten!
Im Anschluss an die mehrtägige Veranstaltung wird traditionell eine Exkursion in die nähere Umgebung des Tagungsortes angeboten. Diesmal allerdings wurde daraus eine Tagesreise über 250 Kilometer ins Usedomer Wisentgehege. Am 6. September konnten wir mehr als 40 Fachleute aus fünf Ländern bei schönstem Sommerwetter in unserem Gehege begrüßen. Darunter waren auch die Vertreter von drei deutschen Regionalzuchtzentren: Damerower Werder (Ost), Springe (Nord) und Hardehausen (West).
Die Usedomer Wisente zeigten sich in Bestform, das Gehege und unsere Arbeit für den Wisent ernteten viel Lob und Anerkennung. Vor allem die breit gefächerte Vermittlung des Themas Wisent und Naturschutz fand großen Anklang beim Fachpublikum. Unsere internationalen Gäste folgten unserer Aufforderung und guckten überall genau hin - aber wir hatten ja noch bis morgens die letzten Kleinigkeiten „gerade gerückt“…
Nach mehr als zwei Stunden mit Gesprächen und dem Austausch von Erfahrungen und Kontakten nahmen unsere Freunde und Kollegen Abschied. Vor einigen von ihnen lagen nun lange Heimwege, nach Minsk, Moskau, in die Karpaten, nach Białowieża und in die Niederlande. Wir sehen uns wieder - spätestens im nächsten Jahr, in Pszczyna (Pless, Oberschlesien), dort, wo der Wisent vor fast genau 100 Jahren schon einmal gerettet wurde!
Text: Dirk Weichbrodt
Datum: 23.09.2014
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