Die „Bieneninsel“ findet sich als weiträumiges, nach Süden ausgerichtetes, eingezäuntes Waldrand-Gelände entlang eines viel begangenen Wanderweges in der freien Landschaft der Insel Usedom (Ferienhaus Usedom). Ralf Fischer, Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Usedom e.V., betreut die hier aufgestellten Bienenvölker und gibt interessierten Passanten gern Auskunft über die Wunderwelt der Bienen. Schon an den Sechsecken im Eingangstor und an den Bildtafeln entlang des Zaunes kann der Passant erkennen, dass es hier um Bienen geht und erste Informationen sammeln.
In einem gut erhaltenen Wanderwagen, der aber nicht mehr auf Wanderschaft geht, stehen sechs Völker in modernen Magazinen. Generell geht der Trend weg vom Bienenhaus oder Bienenwagen hin zur Magazinbeute. Ralf Fischer betreibt die Zucht und versorgt die Vereinsmitglieder mit Königinnen. Gerne kommen die Mitglieder auf die idyllische „Bieneninsel“ zu Versammlungen oder zu Vereinsfesten. An diesem idyllischen Platz ist die Verbindung zur Natur spürbar.
Die erste Haupttracht im Jahr ist natürlich der Raps, in den nach wie vor gewandert wird. Anschließend bringen die Bienen am heimischen Stand einen wunderbaren Sommerhonig ein, bestechend in Farbe und Geschmack. Sommerhonig ist eine Mischtracht aus Kornblume, - die auf den zahlreichen Brachflächen gedeiht -, aus Wildkräutern, Faulbaum, Löwenzahn oder Phacelia. Letztere wird eher gemieden, weil sie Probleme beim Wassergehalt macht. Die Usedomer Imker achten auf ausnehmend gute Honigqualität. Im Frühjahr helfen die vielen verschiedenen Weidenarten beim Volksaufbau. Waldhonig gibt es hier so gut wie gar nicht.
Die Verbindung zur Geschichte der Imkerei wird durch etliche aufgestellte Raritäten geknüpft: 1905 erfand Kuntzsch die Zwillingsbeute, die unter der Front des Bienenwagens steht, von oben und von hinten zu bearbeiten. Ein paar Schritte weiter zum Zaun hin steht eine alte Magazinbeute aus Stroh und Holzleisten mit einem spitzen Strohdach. Besonderen Eindruck auf die vorbeikommenden Urlauber macht die von Fischer selbst geschnitzte Klotzbeute, aus deren breitem Mund bald wieder die Bienen ein- und ausfliegen werden. Bereits seit zwei Jahren ist ein Bienenvolk einlogiert, das den Innenraum der Klotzbeute mit Wildbau ausgefüllt hat. Es überwintert auf Honig und wird sogar mit Ameisensäure behandelt. Einige Honigwaben konnte Fischer ausschneiden. Den Honig ließ er aus der Wabe tropfen. „Tropfhonig“ gab es früher, als die Schleuder noch nicht erfunden war, als Honig mit besonders hochwertiger Qualität zu kaufen.
Fischers Nachbar Herbert Köpp, ebenfalls Imker, Jahrgang 1930, blieb als Flüchtling aus Pommern auf der Insel Usedom „hängen“. Auf seinem ein Hektar großen Grundbesitz pflanzt er diverse Bienengehölze und Bienenweidepflanzen an. Unter mächtigen, mindestens 100 Jahre alten Bäumen steht sein alter Bienenwagen, der einstmals, in Ungarn gebaut, als Linienbus „Ikarus“ unterwegs war. 50 Völker in sog. „Schrankbeuten“ (Selbstbau) passten hinein. Das Volk lebte über drei Etagen und hatte auch drei Königinnen. Über diesem Dreierturm saß der Honigraum, bereits damals schon mit Dickwaben bestückt.
Lothar Wilke wohnt in Bansin/Neu Sallenthin, abseits der Touristenstraße auf eigenem Grund, auf dem er sein Wohnhaus, Ferienwohnungen und die Imkerei untergebracht hat. Im unteren Teil des Hauses ist der geflieste Arbeitsraum für imkerliche Arbeiten eingerichtet. Hier staune ich erstmals, - über den perfekten Kühlraum. Ein Kühlaggregat hält die Temperatur des Innenraumes auf konstante 4°C. Dieser Temperaturbereich ist ideal geeignet zur Lagerung von Honig (bei 4°C findet keine Kristallisation statt und die Fermente werden geschont), aber auch für Wachswaben, die im nächsten Jahr noch einmal Verwendung finden sollen. Wachsmotten und ihre Larven haben hier keine Überlebenschance, und die Waben müssen nicht mit Schwefel vor Mottenfraß geschützt werden.
Der Usedomer Imkerverein hat verschiedene Bienenwanderwege angelegt, die anhand verschiedener Stationen anschauliche Informationen über Bienen und Imkerei vermitteln. Rund um den Gothensee verläuft der erste, bis Koserow der zweite und ein dritter soll im Herbst 2011 ab Zempin auch den Norden mit Lütow, Karlshagen und Peenemünde erreichen.
Text: Karin Laute
Foto: © GuGo
Datum: 23.06.2011
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