SolarPark Peenemünde Insel Usedom

SolarPark Peenemünde Insel Usedom
SolarPark Peenemünde Insel Usedom
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(Peenemünde) Ein SolarPark auf der Insel Usedom (Hotels Usedom)? An Ideen mangelte es ihm noch nie, immer noch eine Attraktion ist sein erster Coup, das ehemalige russische U-Boot im Peenemünder Hafen, größtes dieselgetriebenes U-Boot der Welt und offen für Besichtigungen. Die Rede ist von Dr. Thomas Lamla, Initiator dieses spektakulären Ausstellungsstücks im Norden der Insel Usedom und mittlerweile auch Eigentümer des Flugplatzes Peenemünde. Vor einigen Jahren brachte er die Idee einer futuristischen Seebrücke im Ostseebad Karlshagen an die Öffentlichkeit (wir berichteten), die er längst nicht zu den Akten gelegt hat. Nun wartet er mit einem Projekt auf, das die Dimensionen seiner bisherigen Objekte und Ideen sprengt und sich thematisch unmittelbar an die vorhergehenden Seiten anschließt, es nennt sich

In einem ersten Schritt sollen sämtliche bisher brach liegenden (Grün-)Flächen außerhalb der Landebahn des Flugplatzes Peenemünde mit Solarkollektoren belegt werden. Das ist zusammen mit den Dächern der Flugplatzgebäudes eine Fläche von etwa 60 Hektar. Für komplexes und in alle Richtungen weisendes Denken Lamlas spricht, dass diese Solaranlage selbst nur als Teil eines Ganzen geplant ist. Die Kollektoren sollen nicht nur vor Ort in einer eigenen Fabrik hergestellt werden, sondern die gesamte Anlage wird als ein weltweit führendes Kompetenzzentrum für Photovoltaik konzipiert, das sich schwerpunktmäßig der Entwicklung, Erprobung, Produktion und dem Einsatz von Highend-Photovoltaikmodulen widmet. Vor Ort sollen hocheffiziente monokristalline Solarmodule mit verbesserten Schwachlichteigenschaften entwickelt und auf ihre Alltagstauglichkeit getestet werden, die eine optimale Ausnutzung von diffusem Licht ermöglichen und eine spürbar höhere Stromausbeute erzielen.

Auch Partner sind schon gefunden. Für die Produktion die Böhm Solar Equipment GmbH aus Zella Mehlis (Thüringen), für die Ausbildung von Arbeitskräften die ebenfalls dort ansässige EurA Innovation. 2010 wurden Kooperationsvereinbarungen mit der nahe gelegenen Universität Greifswald und der TH Wildau (Brandenburg) getroffen. Wissenschaftler und Techniker wollen am Standort Peenemünde auch an anderen erneuerbaren und alternativen Energiequellen und Kraftstoffen in einem eigens dafür errichteten Laborkomplex unmittelbar neben dem Flugplatzgebäude forschen und testen. Mit dieser Außenstelle ist Peenemünde dann Universitätsstandort. Das Spektrum weiterer Forschungsvorhaben reicht dabei vom Einsatz des aus Solarenergie gewonnenen Stroms zur Herstellung von Wasserstoff aus Ostseewasser, um über diesen Zwischenschritt für den „flüchtigen“ Solarstrom vielfältig nutzbare Energiespeicher zu entwickeln, bis hin zur dauerhaften Ablösung von Kerosin als aktuellem primären Flugzeugtreibstoff mit seinen negativen Klimaauswirkungen. Erklärte Absicht eines weltweit operierenden Großinvestors aus dem Energiesektor ist es, innerhalb von zwei Jahren auf dem Flugplatz für dieses Projekt den Grundstein zu legen.

Der Initiator Dr. Thomas Lamla und seine Kooperationspartner stellen diesen Zusammenhang sehr deutlich in das Zentrum ihrer Projektbeschreibung: „Sowohl in der Solarproduktion als auch bei der Errichtung des Solarparks und später bei der Wartung und Reparatur der Photovoltaik-Anlage werden qualifizierte Arbeitskräfte benötigt. Allein die Herstellung von 320.000 Solarmodulen für den Eigenbedarf in der Größenordnung von 70 MW erfordert in der Modulherstellung die Beschäftigung von mindestens 60 Arbeitskräften für einen Zeitraum von wenigstens 3 Jahren. Die Fertigung des Ständerwerks für die Freiland- und Dachaufstellung der Module sowie die Montage der Photovoltaik-Anlage, Grünlandbewirtschaftung und Reinigung der Modulflächen erfordern einen zusätzlichen Arbeitskräftebedarf.

Der weltweite Klimawandel stellt eine der größten aktuellen Herausforderungen für die Menschheit dar und ist gleichzeitig eines der bedrohlichsten Anzeichen dafür, dass wir die Grenzen des globalem Wachstums erreicht haben und kurz vor dem ökologischen Overshoot stehen, einem Punkt, an dem das gesamte Ökosystem irreparabel geschädigt wird, umzukippen und zu kollabieren droht. Insbesondere der CO2-Ausstoss aus fossilen Energien wirkt sich hierbei als Klimakiller Nr. 1 aus. Somit steht die spürbare Reduzierung von CO2-Emissionen im Brennpunkt der globalen Umweltdiskussion. Gleichzeitig wird deutlich, dass jede Propagierung von Natur- und Artenschutz und diesbezüglichen Schutzprojekten und -vorschriften ohne einen grundlegenden Wandel der Energiepolitik und ohne Reduzierung des klimaschädlichen Kohlendioxid-Ausstoßes ins Leere läuft. Welcher Schreiadler, welcher Rotkopfwürger, welche Mopsfledermaus und welche Rotbauchunke sollen in einer Kohlendioxid-geschwängerten Atmosphäre überleben können. Ohne Verringerung des CO2-Anteils gibt es bald keine Arten mehr, die es zu retten gibt. Deshalb möchte Dr. Thomas Lamla den von ihm initiierten 70 MW-Solarpark auch als einen wirksamen und konsequenten Beitrag zum Schutz und der Erhaltung der umliegenden Naturreservate und Schutzgebiete verstanden wissen, indem die emmissionsfreie Erzeugung von Solarstrom hilft, jährlich über 42.000 Tonnen giftiges Kohlendioxid einzusparen. Außerdem erfolgt die Solarstromerzeugung ausschließlich mit Solarzellen, bei deren Herstellung völlig auf die Verwendung des toxischen Schwermetalls Cadmium-Tellurid (CdTe) verzichtet wurde. Die Photovoltaikanlage ist von vornherein so konzipiert, dass sie nach Ablauf ihrer Nutzungszeit innerhalb von 4 Wochen für die Umwelt rückstandsfrei demontiert und die Module recycelt werden.“

Das gesamte Projekt ist ein Musterbeispiel dafür, wie konkrete Standortfaktoren - auch und gerade angesichts des Klimawandels - in Nutzeffekte verwandelt werden können. Der Norden Usedoms gehört mit etwa 2.000 Sonnenstunden im Jahr zu den sonnenreichsten Gebieten Deutschlands. Der im Sommer kühlende Seewind senkt die Umgebungstemperatur der Solarmodule ab und erhöht damit deren Wirkungsgrad. Unbegrenzt vorhandenes Wasser zur Gewinnung von Wasserstoff wird durch vorhandene oder leicht zu schaffende Infrastruktur zur Ableitung flüssigen Wasserstoffs als Energiespeicher ergänzt. Durch dieses Projekt ergeben sich keinerlei Nutzungs-Einschränkungen gegenüber der jetzigen Situation. Der Flugplatz ist kein öffentliches Gelände, auch das den Platz umgebende Naturschutzgebiet wird nicht beeinflusst. Das Projekt ist, wie die Initiatoren formulieren, „klimapolitisch notwendig, ökonomisch sinnvoll und technisch machbar.“

Als ich Thomas Lamla abschließend darauf aufmerksam machte, dass in einigen Jahrzehnten der Meeresspiegelanstieg das gesamte Projekt bedrohen könnte, da an dieser Stelle das Land keinen Deichbau plant, war seine kurze Antwort: „Dann bauen wir selber einen!“ Auch ein anderer Aspekt wird nicht verschwiegen: Das Gebiet der Heeresversuchsanstalt Peenemünde, des einst größten Technologiezentrums der Welt, dessen Teil der Flugplatz einst war und das für die Herstellung militärischer Raketen errichtet wurde, kann erneut an der Spitze weltweiter Pionierleistungen stehen, die in eine friedliche Zukunft gerichtet sind. Und nicht zuletzt kann auf diese Weise der Norden Usedoms sich gegenüber der in den südlichen Bereichen konzentrierten Tourismusindustrie auch wirtschaftlich mehr als emanzipieren - ein Anliegen, das Dr. Lamla seit langem mit Herzblut verfolgt.

Text: Dr. Rainer Höll

Foto: © Flughafen Peenemünde

Datum: 28.01.2011

Deine Meinung

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Kommentar (1)

Peter Luthardt

(01.02.2011)

Es ist gut und sinnvoll, sich Gedanken zu machen über den Tourismus hinaus, gerade wenn es um permanente Abwanderung der Jugend aus Vorpommern, der damit verbundenen problematischen Bevölkerungsentwicklung geht. Wenn sich Gedanken und Visionen darum drehen, der Insel Usedom Perspektiven zu eröffnen, außerhalb der schwankenden und prekären Arbeitsplätze, des Billiglohngebietes Vorpommern. Mittlerweile könnte man schon, was den Arbeitsmarkt betrifft und dessen Zahlungsethik, von Zeiten reden, welche an Manchesterkapitalismus erinnern. So sehe ich im Projekt Solarpark Peenemünde durchaus Ansätze, arbeitsmarktpolitisch hochwertige Dauerarbeitsplätze zu schaffen. Wissenschaftliches Denken im Angesicht des militärischen Vermächtnisses nach Usedom zu holen und es hier zum Wohle der Menschheit für immer ein Zuhause zu geben. Naturschützer und Wissenschaftler können hier auch, so alle wollen, eine gemeinsame Anstrengung mit einem Erfolg abschließen. Nutzung und notwendige Weiterentwicklung der Sonnenenergienutzung verbunden mit aktivem Naturschutz. Der gemeinsame Erfolg bringt die Menschen voran.

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