Die Bilder von Philipp Otto Runge, größter Sohn der Stadt Wolgast und einer der Begründer der Romantik in Deutschland, stehen schon seit vielen Jahren im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von Fachleuten und Öffentlichkeit gleichermaßen. Nicht zuletzt das Museum Wolgast selbst hatte ihn mit einer viel beachteten Gemäldeausstellung vor einigen Jahren geehrt (Ferienwohnung Wolgast).
Nun widmete sich das engagierte Team des Museums unter Barbara Roggow im 200. Todesjahr von Runge einem nicht minder bedeutsamen, aber bisher eher wenig beachteten Arbeitsfeld des Künstlers. Er gilt als einer der Pioniere der Farbenlehre in Deutschland, stand dazu auch im Kontakt mit seinem Künstlerkollegen J.W. Goethe.
In dem Kunsthistoriker Dr. Konrad Scheurmann fand das Museum einen anerkannten Partner, der die Ausstellung „color continuo“ konzipierte.
Die umfangreiche Schau an drei Standorten, dem Museum „Kaffeemühle“, dem Runge-Haus in der Kronwieckstraße und der Kirche St. Petri, stellt mit einer Auswahl von Kunstwerken zeitgenössischer Farb- und FarbLichtkünstler sowie anhand naturwissenschaftlich-künstlerischer Experimente von Medienkünstlern aus der Schweiz, aus Österreich und Deutschland das Weiterwirken von Runges Farbenlehre unter Beweis. Gerade die Grenzwanderung zwischen Kunst und Naturwissenschaft macht das Faszinierende der Farbenlehre, ihrer Entstehung, Weiterentwicklung und Anwendung aus.
Im Fokus der Ausstellung stehen solche Künstler, die sich nahezu traumwandlerisch sicher zwischen den naturwissenschaftlichen und den gestalterisch-künstlerischen Disziplinen bewegen und dem Medium Farbe, sei es als Farbstoff materiell oder als Farblicht immateriell, faszinierende Werke abgewinnen, die von großer sinnlicher Ausstrahlung und zugleich angefüllt mit komplexen Theorien sind. (Dr. K. Scheurmann)
Das Sujet der Ausstellung verbietet einen schnellen Durchgang, es hinterlässt dann Wirkung, wenn sich der Besucher auch mental einer neuen, grenzüberschreitenden Wahrnehmung öffnet, die sich aus dem Zusammenspiel von Farbe und Licht ergibt. Farbe, so eine Aussage der Ausstellung, entsteht ausschließlich im Auge des Betrachters.
Viele Erscheinungen aus dem Alltag wird man – im Wortsinne – in einem anderen „Licht“ sehen.
Text: Rainer Höll
Foto: © Rainer Höll
Datum: 07.07.2010
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