Wie ist das möglich, fragt sich der Kartenleser, denn als Peenestrom wird das letzte Stück Peene bezeichnet, zwischen der Karniner Brücke am Stettiner Haff und der eigentlichen Mündung nahe des gleichnamigen Ortes. Der Peenestrom trennt die Insel Usedom vom Festland. Doch, das geht, wie wir gleich beschreiben werden. Aus „Zeitgründen“ haben wir uns jedoch auf den nördlichen Teil beschränkt.
Mit Blick auf die Windrichtung wurde festgelegt: Links herum oder rechts herum? Dazu gehört noch eine Grundkenntnis der Landschaft, ob windgeschützt oder nicht. Wir entschlossen uns, von Karlshagen aus direkt nach Süden zu fahren, denn es war Windstärke 4 bis 5 angesagt. Über den Plattenweg am Peenedeich und – wichtig – das kleine Dorf Zecherin gelangten wir auf kürzestem Wege nach etwa zehn Kilometern und Passieren der blauen Klappbrücke nach Wolgast. Vorsichtig führten wir die Räder über den Markt, um uns in das bunte Treiben des Erdbeerfestes einzureihen.
Nun lagen verschiedene Varianten vor uns. Wir setzten direkt am Wasser fort und fuhren vorbei an der Spitzenhörnbucht mit der kleinen Marina bis zur Gustav-Adolf-Schlucht. Der Name rührt daher, dass die Leiche des bei Lützen gefallenen Schwedenkönigs von dieser Stelle aus nach einigen Monaten winterlicher Zwangspause im Frühjahr 1633 mit dem Schiff nach Stockholm überführt wurde.
Nächste Etappe Tierpark Wolgast am Tannenkamp. Der ausgewiesene Radweg führt eigentlich daran vorüber direkt nach Norden parallel zur Küste. Wir verfehlten diese Strecke jedoch durch einmaliges falsches Abbiegen und landeten wieder auf der Landstraße Wolgast-Groß-Ernsthof, mussten von dort den straßenbegleitenden Radweg nach Kröslin nutzen.
Hier kam der Faktor Windrichtung zur vollen Entfaltung, denn in der freien Landschaft wurden wir kräftig geschoben. Am Ortseingang von Kröslin stutzten wir beim Wegweiser nach Hollendorf. Wir wussten: dieser Ort liegt genau gegenüber von Karlshagen. Also kurz entschlossen nach rechts abgebogen und den sanften Anstieg mit der Vorfreude auf den Rückweg problemlos bewältigt. Die ausgewiesenen zwei Kilometer erwiesen sich dann als leicht untertrieben…
Auf der letztlich erfolgreichen Suche nach einem Fotostandort mussten wir das gesamte langgestreckte Dorf passieren, denn der kleine Hafen ermöglichte nur die Sicht auf Schilf und Wasser.
Beim nächsten Mal werden wir dann über Karrin nach Hollendorf fahren, sparen dadurch etwas Strecke und lernen neue Wege kennen.
Von Kröslin aus begannen wir die vorletzte Etappe zum Hafen von Freest. Der vorherige Blick auf den Fahrplan der Fähre ließ unser Fahrtempo ruhiger werden. Sie verkehrt stündlich von Freest nach Peenemünde, so dass uns genügend Zeit blieb, den lebendigen Hafen des kleinen Fischerdorfes zu erleben und auch die mitgenommene Verpflegung einigermaßen windgeschützt genießen zu können.
Die viertelstündige Überfahrt gab bei recht klarer Sicht den Blick auf die der Peenemündung vorgelagerte Insel Ruden frei. Auch die neuen Gebäude des Hafens von Peenemünde sind vom Wasser aus viel besser zu würdigen. Routinierte Handgriffe des Schiffspersonals halfen beim Ausstieg – und schon waren wir wieder auf unserer Insel, nur wenige Kilometer vom Ausgangspunkt entfernt.
Der asphaltierte Radweg durch den Wald nach Karlshagen ließ dem Gegenwind keine Chance zur Entfaltung, gab uns aber die Gelegenheit, die dort befindlichen Standorte der Denkmallandschaft Peenemünde näher in Augenschein zu nehmen. Sockel der ehemaligen Fernwärmeleitung, Reste einer große Verladerampe und einer Eisenbahnunterführung geben einen Hinweis auf die Dimensionen der früheren Heeresversuchsanstalt.
Unsere Rundfahrt durch Gegenwart, Natur und Geschichte machte Lust auf mehr.
Foto: © Karin Höll
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