Usedomer Inselnorden

Usedomer Inselnorden Usedomer Inselnorden

Das einzigartige Windwatt am Peenemünder Haken, der Nordspitze der Insel Usedom, kann nur aus der Luft betrachtet werden, denn es ist ein gesperrtes Vogelschutzgebiet, als Ausgangspunkt für individuelle Rundflüge dient der Flugplatz Peenemünde. Der Flachwasserbereich zieht sich bis zwischen die Seebäder Karlshagen und Trassenheide. Er ist Zeichen für Landwerdung: Der Strand bei Karlshagen wird ebenso wie die Düne jährlich breiter und bietet ähnlich wie in Trassenheide gerade für Familien mit Kindern mit seinem großen „Nichtschwimmerbereich“ ideale Bedingungen.
Die Nordspitze Usedoms war seit Mitte der 1930er Jahre Standort der Heeresversuchsanstalt Peenemünde, die Anlagen reichten bis Trassenheide. Für den aufmerksamen Wanderer sind im Dünenwald noch zahlreiche Spuren dieser Vergangenheit sichtbar, viele von ihnen wurden mit Informationstafeln versehen. Die gesamte nordöstliche „Ecke“ der Insel ist auch heute noch gesperrt - zur Sicherheit der Gäste und nicht zuletzt zum Schutz der Wasservögel. Ausführlicher über die Besonderheiten, die Einzigartigkeit und mögliche Perspektiven der Natur in diesem Bereich schreibt unser Autor Dirk Weichbrodt in seinem Artikel „Der Peenemünder Haken als Nationales Naturerbe“.

Peenemünde
Wie kein anderer geografischer Name der Insel ist Peenemünde, die nördlichste Siedlung Usedoms, international als Ort von Weltgeschichte bekannt, wird oft als Synonym für „Raketenmuseum“ verwendet. Weniger bekannt ist Peenemünde als Landungsort des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf im Dreißigjährigen Krieg 1630, woran ein Gedenkstein neben der kleinen Kapelle erinnert. In der seit 1936 errichteten so genannten „Heeresversuchsanstalt Peenemünde“ wurden die Voraussetzungen für den Weltraumflug der Menschheit geschaffen, von hier aus flogen die ersten Raketen in eine Höhe, die heute als Weltraum bezeichnet wird. Techniker aus Peenemünde waren es auch, die in den USA und der Sowjetunion nach dem Krieg am Beginn der Weltraumprogramme standen.
Die zweite Seite einer heute so bezeichneten „Parabel“ ist, dass Forschungen und Versuche in Peenemünde ausschließlich militärischen Zwecken dienten und sowohl unter KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern hier und in anderen Produktionsstätten als auch in den Zielgebieten der Raketen tausende Menschenleben forderten. Aus dieser Konstellation ergibt sich ein latenter Konflikt über die Bedeutung und die inhaltliche Ausrichtung des heutigen Historisch-Technischen Museums Peenemünde mit seiner Denkmallandschaft aus verschiedenen Hinterlassenschaften der Heersversuchsanstalt im gesamten Inselnorden, der immer wieder neue Nahrung bekommt und längst nicht entschieden ist. Neuester Anlass ist das Gutachten eines international renommierten Denkmalschützers von der Universität Cottbus, der dem Standort Peenemünde explizit eine international herausragende Stellung in der Geschichte der Weltraumfahrt zuerkennt. Die daraus gezogene Schlussfolgerung, der Standort sei sogar - zusammen mit solchen in den USA und der Ex-Sowjetunion - reif für das Weltkulturerbe, führte zu einer kontroversen Debatte sowohl in regionalen Medien als auch in der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns, die längst nicht abgeschlossen ist.
Weitere einzigartige Museen machen Peenemünde zu einem beliebten Ziel für Ausflüge: die „Phänomenta“, ein Spielzeugmuseum und ein ehemaliges sowjetisches U-Boot. Peenemünde ist gleichzeitig Ausgangspunkt für Schiffsfahrten, zum Beispiel zur Greifswalder Oie oder bei rauer See über den Peenestrom bis hinter die Wolgaster Klappbrücke.

Die Inseln Ruden und Greifswalder Oie
Beide Inseln sind der Nordspitze Usedoms vorgelagert, sie sind Reste einer früheren Landverbindung zwischen Usedom und Rügen und stehen heute unter Naturschutz. Der Ruden erstreckt sich als schmaler Streifen in Nord-Südrichtung. Nach Aufspülung einer großen Sandbank in der Nähe der Insel sind die Kegelrobben dort wieder heimisch  geworden. Die Greifswalder Oie beherbergt eine Vogelberingungsstation sowie einen Nothafen mit Seenotrettungskreuzer. Der Leuchtturm (eröffnet 1855) ist einer der lichtstärksten an der Ostsee. Unvergesslich ist eine Besichtigung des Leuchtturms in Zusammenhang mit einem Schiffsausflug, denn der Kapitän ist auch im Besitz des Schlüssels. Die Insel ist fast von der gesamten Usedomer Außenküste aus zu sehen, das Licht des Leuchtturms strahlt bei guten Sichtverhältnissen am Nachthimmel bis in das Vorfeld von Greifswald.

Das Ostseebad Karlshagen, jüngstes Ostseebad Usedoms, wurde erst 1829 mitten zwischen die Orte Peenemünde und Trassenheide „gesetzt“. Vom Geheimtipp hat sich das Ostseebad zu einem beliebten Ziel für Familienurlaub gewandelt.
Etwa nach einer Stunde erreicht der Strandwanderer aus Karlshagen das Ostseebad Trassenheide mit seiner originellen und besonders kinderfreundlichen Promenadengestaltung.Auf dem Weg nach Mölschow reicht der Blick über den Peenestrom, dessen schmale Wasserfläche sich zwischen Wiesen und Deichen verbirgt. So scheinen die dort verkehrenden Schiffe durch die Wiesen zu fahren.
Über die B 111 erreicht der Gast dann das Ostseebad Zinnowitz, mit fast 4.000 Einwohnern, einer sehr gut entwickelten touristischen Infrastruktur und elegantem Flair durch die Bäderarchitektur eines der bedeutendsten deutschen Ostseebäder überhaupt. Südlich von Zinnowitz schließt sich die malerische Halbinsel Gnitz an, eine Mischung aus flachen Wiesen und hügeligem Wald, der am Kliff des „Weißen Berges“ unmittelbar an die Küste des Peenestroms reicht.

Der Norden Usedoms ist eine Mischung aus wenig berührter Natur, zahlreichen Sehenswürdigkeiten und Erlebnisbereichen unterschiedlichster Art. Dadurch und besonders durch seine Flachwasserstrände ist er geradezu prädestiniert für Familienurlaub, hat sich zu einem sehr beliebten Ausflugsziel für die ganze Insel entwickelt und ist dabei, weiteres Potenzial zu erschließen, ohne den naturnahen Charakter zu verlieren.

Text: Rainer Höll, Fotos © Karin Höll

Foto: © nordlicht verlag

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