Die Autoren gehen von einem detaillierten Überblick über die Entstehung der Heeresversuchsanstalt aus. Sie haben die noch vorhandenen Überreste in Form von mehreren hundert Einzeldenkmälern erschlossen und in ihrer Bedeutung bewertet, unterbreiten konkrete Vorschläge für die weitere Erschließung und Zugänglichkeit dieser Denkmäler, einschließlich des legendären Prüfstand VII als Abschussort der ersten Rakete. Das Buch bietet schon aus diesem Grunde einen bisher nicht vorhandenen Gesamtüberblick über den – im Wortsinne -Denkmalstandort Peenemünde. Die Komplexität des historischen Erbes in Peenemünde wird stark betont und daraus eine „Herausforderung an die Politik, die Wissenschaft und die Denkmalpflege (formuliert)…, die vielschichtigen und auch widersprüchlichen Aspekte, für die dieser Name steht, aufzuarbeiten und die Ergebnisse in für die Öffentlichkeit verständlichen Formen zu vermitteln – vor allem am authentischen Ort selbst.“ Die Autoren kommen zu der nicht unumstrittenen Schlussfolgerung, dass der Standort Peenemünde die nötigen Kriterien für eine Aufnahme in das UNESCO-Welterbe erfülle. Die Zeit nach Veröffentlichung dieser möglichen Perspektive war leider erfolgreich von Versuchen dominiert, diese Diskussion mithilfe eines imaginären „Kulturbegriffs“, der mit den Kriterien der UNESCO nichts zu tun hat, abzuwürgen.
In diesem Zusammenhang haben wir uns nach langem Zögern entschlossen, ein Thema auch in diesem Magazin publik zu machen, welches seit fünf Jahren den Norden Usedoms in Aufregung versetzt. Es sind Pläne der Landesregierung, den Hochwasserschutzdeich am Peenestrom zwischen Karlshagen und Peenemünde zugunsten einer Ausgleichsfläche für Investitionsprojekte zurückzubauen, womit große Teile der Denkmallandschaft dauerhafter Vernässung ausgesetzt wären.
Die Autoren des Buches haben dieses Problem aufgegriffen und bezeichnen die Deichrückbaupläne als das „größte Gefährdungs- und Konfliktpotential“ für den Denkmalstandort Peenemünde. „Mit dem Deichrückbau würde ein Denkmalbestandteil von herausragender Bedeutung zerstört; die Vernässung würde wichtige Teile des Denkmals unzugänglich machen und überdies zum beschleunigten Verfall denkmalwerter Bausubstanz führen.“ (S. 191).
Hier muss ganz deutlich die Forderung an die Landesregierung gestellt werden, ihrer nationalen und internationalen Verantwortung für die Erhaltung des Denkmalstandortes Peenemünde uneingeschränkt nachzukommen.
Nähere Informationen zu diesem Projekt sowie weitere Argumente dagegen sind auf der Internetseite www.kein-deichrueckbau-usedom.de zu finden. Hier besteht auch die Möglichkeit, sich dem „Karlshagener Appell“ zum Erhalt des Deiches anzuschließen. Der Verfasser dieses Textes ist Vorsitzender der „Bürgerinitiative gegen Deichrückbau im Inselnorden e.V.“ und zu weiteren Informationen bereit.
Wir fordern an dieser Stelle alle verantwortungsvollen Bürger auf, sich diesen Plänen auf geeignete Weise zu widersetzen.
Text: Dr. Rainer Höll
Leo Schmidt / Uta K. Mense (Hrsg.)
Denkmallandschaft Peenemünde
Eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme – Conservation Management Plan
Broschur 21 x 25 cm
208 Seiten, 135 Abb.
ISBN: 978-3-86153-718-2
Ch. Links Verlag 2013
€ 19,90
Foto: Cover: Ch. Links Verlag
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